Schokoladen
Im Februar 2012 erreichte uns ein Notruf aus Berlin. Die alternative Wohn-, Arbeits- und Kulturstätte «Schokoladen» stünde kurz vor der Räumung. Die Bewohner stemmten sich dagegen; es gab Demonstrationen. Nach jahrelangen, auch gerichtlichen Auseinandersetzungen eskalierte der völlig verfahrene Streit zwischen der privaten Eigentümerschaft und den Bewohnern. Ob wir da nicht helfen könnten… Es gelang uns tatsächlich, die Parteien und das am Erhalt des Schokoladens interessierte Land Berlin an einen Tisch zu bringen und mit ihnen eine Friedenspflicht zu vereinbaren. Diese hielt und ermöglichte uns, in Kaufverhandlungen mit dem Eigentümer sowie in Verhandlungen mit dem Schokoladen über einen Erbbaurechtvertrag einzutreten. Beide Verträge konnten schliesslich im Dezember 2012 beurkundet werden.
Die Anfänge des Schokoladens gehen zurück in das Jahr 1990. Damals wurde das Haus besetzt und zu einem Wohn- und Kulturprojekt erklärt. Im Jahr 1991 wurden von der damaligen Hausverwaltung Mietverträge für fast alle Wohn- und Gewerbeflächen unterzeichnet. Die Gewerbeflächen wurde vom Hausverein Schoko-Laden e.V. angemietet, der diese Flächen auf nichtkommerzieller Basis und ohne Förderung durch die öffentliche Hand diversen Kulturprojekten und Einzelpersonen für künstlerische und kulturelle Arbeit zur Verfügung stellt. Gegenwärtige und ehemalige Teilprojekte sind das Kultur-Café Schokoladen, das Orph-Theater, der Club der Polnischen Versager, die Comicbibliothek Renate, die alternative Stadtzeitung Scheinschlag sowie diverse Einzelpersonen, welche die Räumlichkeiten als Ateliers, Musikproberäume und Studios nutzen. Der Schokoladen war eines der ersten Kulturprojekte, die nach der Wende zur rasanten Wiederbelebung der Spandauer Vorstadt und des Scheunenviertels beitrugen. Diese Berliner Innenstadtviertel sind seit 1990 stark von Umstrukturierung und Verdrängung geprägt. So ist der Schokoladen dort heute eines der letzten verbliebenen alternativen Projekte.
Ursprünglich erbaut im Jahr 1881 von einer Steinmetzfamilie, übernahm 1911 der Schokoladenfabrikant Julius Stullgys die Gebäude und rührte Schokolade an. In den dreißiger Jahren befand sich hier ein Heim der Hitlerjugend. Seit 1952 wurde der gesamte Gebäudekomplex vom Magistrat von Großberlin zwangsverwaltet. Die Schokoladenfabrikation endete im Jahre 1971. Danach nutzte die sero (Sekundär-Rohstoffe) bis Anfang 1991 den Hinterhof. Bis auf drei verbleibende Mietparteien standen alle Wohnungen zu diesem Zeitpunkt leer.
Données du projet | |
---|---|
Lieu | Ackerstraße 169-170, 10115 Berlin, Deutschland |
Terrain | 1172 m2 |
Année de construction | 1881 |
Thème du projet | Gemeinschaftswohnen, Kultur und Gewerbe, Wohnen und Arbeiten |
Utilisation | rd. 20 Wohnungen, Ateliers und Werkstätten, Theater, Clubräume |
Partenaires du projet | Verein |
Type de contrat | Erbbaurecht |
Entreprise | Stiftung Edith Maryon |
Élaboration du projet | Kauf |
Début du projet | 2012 |